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Beim Abschlussfest des Diabetes-Camps im Schloss Leizen ließen die Kinder ihre Wünsche in den Himmel steigen

Diabetescamp

Wenn Kinder plötzlich mit Typ 1 leben müssen

Ohne Insulin kann der Körper nicht überleben – das weiß Holly (9) schon ganz genau. Vor zwei Jahren wurde bei ihr Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Wie viele der Kinder im Diabetescamp Schloss Leizen hatte sie Symptome wie extremen Durst, Müdigkeit, Schwindel. Es folgte der Alltag mit bis zu acht Blutzuckermessungen täglich und das Spritzen des lebensnotwendigen Insulins. Viele Kinder fühlen sich im Alltag unverstanden und ziehen sich zurück.
Dagegen setzt Dr. med. Kathrin Hake, Diabetologin, Familientherapeutin und Governorratsbeauftragte für Diabetes bei Lions Deutschland, ein starkes Zeichen. Gemeinsam mit dem Verein Jonathans Lichtblick e.V. organisiert sie ehrenamtlich Diabetescamps – dieses Jahr erstmalig im Schloss Leizen. Unterstützt wurde sie u. a. von Dr. Birgit Böttger (Lions Club Rhein-Main Frankfurt), Dr. Jutta Dobberphul, Konstantin Volkmann (Zahnmedizinstudent), Sarah Zender (Psychologin), Janine Biskup (Ernährungsberaterin) und Michaela Rach (Kinderkrankenschwester) und Marc Roxoll (Mitarbeiter Rettungsdienst).


Ein starker Start in den Tag
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit Frühsport – ohne Sauerstoff kein Frühstück. Danach gibt es eine ausgewogene Mahlzeit im Demeter-zertifizierten Schloss, das auf biologische Produkte setzt. Anfangs skeptisch gegenüber Körnerquarkbrötchen und das viele frische Obst und Gemüse, sind die Kinder schnell überzeugt. Dabei lernen sie, Broteinheiten (BE) zu schätzen und in ihre Insulinpumpen oder Sensorgeräte einzugeben. Einige spritzen noch selbst, andere haben automatisierte Systeme. Im Camp merken sie: „Ich bin nicht allein – und ich kann das schaffen“, sagt Psychologin Sarah Zender.
Pauline (13) erinnert sich an ihre Diagnose im Urlaub: „Ich wurde mit der Bemerkung, es sei ein Infekt, weggeschickt.“ Nur durch das Drängen ihrer Mutter wurde sie im zweiten Krankenhaus richtig
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Kleine Helden ganz groß
Dank Spenden erleben die Kinder eine unbeschwerte Woche. Paddeln auf dem Dambecker See, Drachenbootrennen auf dem Tiefwarensee mit Sportlehrerin Katharina Donst (ESV Waren), möglich gemacht dank der langjährigen Unterstützung von Ingo Warnke. Aber auch Wanderungen zur Gärtnerei und gemeinsames Kochen standen auf dem Programm – und als Highlight: eine Ausfahrt mit den Blue Knights, einem Motorradclub.

Dieses Mal hatten die vier Biker (hauptberuflich Polizisten) 500 EURO im Gepäck und ließen, alles ehrenamtlich, die Kinder mit Einverständnis der Eltern als Sozius auf ihren heißen Öfen mitfahren. „Das war das Beste überhaupt!“, schwärmt Finja (12), die neben Diabetes auch mit einer Hüftdysplasie lebt und auf Krücken oder Rollstuhl angewiesen ist. Für Dr. Hake ist sie: „Meine persönliche Heldin.“ Ein symbolischer Scheck über 10.000 Euro überreichte von Mike Groß, Lions Club Waren, stellvertretend für alle beteiligten Lions Clubs und Privatpersonen aus dem gesamten Bundesgebiet. „Ohne solche Spenden könnten sich viele Familien das gar nicht leisten“, so Hake. Neben Lions engagierten sich zahlreiche Unterstützerinnen – Ärztinnen, Beraterinnen, Pflegekräfte.

Helden sind sie alle – Kinder wie Betreuer
Dieses Camp ist viel mehr als nur eine Ferienwoche. Es ist ein sicherer Ort, an dem Kinder mit einer chronischen Krankheit endlich sie selbst sein dürfen – ohne Erklärungsdruck, ohne Scham, ohne Ausgrenzung. Hier wachsen sie über sich hinaus, finden Freundschaften, Mut und neues Selbstvertrauen. Es zeigt: Mit Wissen, Verständnis und Gemeinschaft ist alles möglich. Und dass jeder Einzelne – ob Kind oder Betreuer – ein echter Held ist.